Das Selbstbestimmungsrecht der Kurden und die sozialchauvinistischen Schufte der SIP-TKP

Dem Jugendmagazin „Young Struggle“ http://www.young-struggle.org ist es zu verdanken, dass das Selbstbestimmungsrecht (bis hin zum Recht auf Lostrennung) der Kurden auf marxistisch-leninistischer Grundlage gegen die sozialchauvinistische Linie der SIP-TKP theoretisch verteidigt wurde. Diese Linie wird in der BRD u.a. auch von Kräften wie der Kommunistischen Organisation (KO) vertreten, die dabei aber nichts anderes als der Lautsprecher der „Argumente“ der SIP-TKP sind. Ein Beispiel für deren Argumentation ist der Artikel „Das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die kurdische Frage“ von Tom Hensgen https://kommunistische.org/diskussion/das-selbstbestimmungsrecht-der-voelker-und-die-kurdische-frage/ In diesem Artikel wird gleich zu Beginn in Frage gestellt, ob es eine kurdische Nation überhaupt gibt: „Es ist umstritten, ob es ein kurdisches Volk und eine kurdische Sprache gibt oder ob mehrere kurdische Völker und mehrere kurdische Sprachen existieren. Gleichzeitig ist es ungeklärt, ob die Kurden eine eigenständige Nation sind. Es gibt die These, dass die Kurden (sowie andere Völker auch) in der Türkei seit der Gründung der Republik und der Entstehung der türkischen Nation ein Teil der türkischen Nation sind.“ Diesen sozialchauvinistischen Müll entsorgt zu haben, ist das Verdienst von Young Struggle, deren Artikel „Imperialistischer Ökonomismus im 21. Jahrhundert. Die Karikatur auf den Marxismus am Beispiel der kurdischen Frage“ im Folgenden abgedruckt wird. Weitere gute Argumente in dieser Diskussion liefern: Die Lehren der Klassiker Lenin und Stalin zur nationalen und kolonialen Frage werden sehr gut im „Leninismus-Heft 6. Die nationale und koloniale Frage“ (Moskau, 1935 und einige Nachdrucke) dargestellt. Ismail Besikci, Kurdistan. Internationale Kolonie, Köln, o.J. und Ibrahim Kaypakkaya, Die Kurdenfrage in der Türkei, Augsburg, 1991 vertiefen auf Grundlage der Lehren der Klassiker das richtige Verständnis der Frage der kurdischen Nation und deren nationalem Befreiungskampf .

„Imperialistischer Ökonomismus“ im 21. Jahrhundert: Die Karikatur auf den Marxismus am Beispiel der kurdischen Frage

Gastbeitrag von Deniz Boran

„Lohnt es, soviel Aufhebens davon zu machen, daß wir den Marxismus in „Ökonomismus“ verfälscht und aus unserer Politik eine Wiederhholung der Reden echt-russischer Chauvinisten gemacht haben?“

Lenin, Über eine Karikatur auf den Marxismus

Warum eine weitere Polemik?

Tom Hensgen hat in seinem Das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die kurdische Frage [1] die nationale Frage, die leninistische Herangehensweise an die Frage und die Haltung von verschiedenen Organisationen der revolutionären und kommunistischen Bewegung diskutiert.

Als Young Struggle vor jetzt fast zwei Jahren den Artikel Solidarität mit Rojava: Abschließende Polemiken zum Anfang des Krieges veröffentlichte, hatte sie auch das Ziel, die Kommunistische Organisation (KO) dazu zu bringen, ihre Herangehensweise an die nationale – insbesondere die kurdische Frage – zu hinterfragen.

Vor allem war und ist uns dieses Thema aber wichtig – und deswegen wurde diese Polemik auch verfasst – da sie nicht nur eine Sache der kurdischen Frage ist. Genauso wie auch Hensgen argumentiert deutet der Standpunkt bei der Frage auf breitere Probleme und Mängel – gar Symptome der Krise – der kommunistischen Bewegung hin. Wir unterscheiden uns aber bei der Bewertung welche Seite der Polemik die Krise überwindet und welche die Krise reproduziert.

An dieser Stelle möchten wir kurz einschieben, dass „polemische“ Texte nicht automatisch „unsachlich“ und „nicht-argumentativ“ sind – so wie es im Artikel dargestellt wird. Natürlich wollen auch wir eine argumentative Diskussion, aber die Geschichte und Tradition der Linienentwicklung des Marxismus ist voll mit Polemiken. Der Artikel von Hensgen ist selbst auch eine Polemik – eine durchaus polarisierende zugleich.

Obwohl Hensgens Ausarbeitung Ausgangspunkt dieser Polemik ist, sollte sie als eine Offenlegung der Linie (der TKP) als „imperialistischer Ökonomismus“ begriffen und diskutiert werden.

Denn,

„Der Sieg des Marxismus in der revolutionären Bewegung zu Beginn der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war begleitet von einer Karikatur auf den Marxismus in Gestalt des damaligen „Ökonomismus“ oder des „Streikismus“, und die „Iskristen“ hätten die Grundlagen der proletarischen Theorie und Politik weder gegen die kleinbürgerliche Volkstümlerrichtung noch gegen den bürgerlichen Liberalismus erfolgreich verteidigen können, wenn sie den „Ökonomismus“ nicht lange Jahre hindurch bekämpft hätten.“ [2]

Die Grundlagen der proletarischen revolutionären Theorie und Politik weiterentwickeln und auf den heutigen Stand heben bedeutet eben vor allem den „Ökonomismus“ und die daraus resultierende ideologische Abweichung, allem voran den „Sozialchauvinismus“, ideologisch zu bekämpfen.

Die Methode

Und der erste Satz nach der Einleitung legt die Richtung des Artikels offen:

„Es ist umstritten, ob es ein kurdisches Volk und eine kurdische Sprache gibt oder ob mehrere kurdische Völker und mehrere kurdische Sprachen existieren. Gleichzeitig ist es ungeklärt, ob die Kurden eine eigenständige Nation sind. Es gibt die These, dass die Kurden (sowie andere Völker auch) in der Türkei seit der Gründung der Republik und der Entstehung der türkischen Nation ein Teil der türkischen Nation sind. Verteidiger dieser These gehen teilweise davon aus, dass es im Laufe der Zeit nie zu einer Herausbildung einer eigenständigen kurdischen Nation kam […] Die verschiedenen Definitionen dazu und die Debatte darum möchte ich jedoch ausklammern und die Annahme treffen, dass es eine/mehrere kurdische Nationen gebe.“ (Hensgen)

Hensgen hat Recht, wenn er sagt, dass es solche Thesen gibt. Fraglich ist nur, von welchen Kreisen diese Thesen herangeführt werden. Hensgen kann seinen Text nicht damit beginnen, das „Volksein“ der Kurd:innen in Frage zu stellen und dies zu einer „Annahme“ herunterzustufen. Marxist:innen arbeiten nicht mit „Annahmen“ und diese Frage lässt auch keinen so großen Diskussionsraum zu. Die wenigen, die dies in Frage stellen sind „Linke“, die im Paradigma der offiziellen Ideologie des türkischen Staates gefangen sind. Sei es auch drum; wenn Hensgen mit einer solchen strukturellen Hinterfragung anfängt, muss er die Frage auch zu Ende denken und das Problem lösen.

Aber genau weil Hensgen Fragen nicht zu Ende denkt, entsteht keine innere Logik in seiner Polemik. Er hätte es viel einfacher, wenn er den Kurd:innen ihr „Nationsein“ absprechen könnte. Dann bräuchte er gar nicht Lenin und Stalin in eine solch eklektizistische Form zu biegen und brechen. Hensgen scheut sich davor, die Frage zu Ende zu denken. Denn wenn er seine Diskussion hier vertiefen würde, würde er jegliche Glaubhaftigkeit verlieren. Diese „Annahme“ ist also keine argumentative und sachliche (Hensgen ist nicht überzeugt!), sondern dient als „Zugeständnis“ / taktische „Annahme“, um die Polemik führen zu können. Um den Schwerpunkt der Diskussion nicht zu verschieben, wollen wir an dieser Stelle nicht weiter vertiefen.

***

Hensgen bedient sich zahlreicher methodischer Mittel, um einen „finalen Ausdruck“ zu schaffen. Dazu führt er auch eine Fülle von Zitaten und Beispielen an. Nur sind diese willkürlich und eklektizistisch zusammengewürfelt. Marxistische Theorie wird ausgearbeitet, um sie zu einem Fundament des politischen Kampfes zu machen.

„Damit es wirklich ein Fundament wird, kommt es darauf an, nicht einzelne Tatsachen herauszugreifen, sondern den Gesamtkomplex der auf die betreffende Frage bezüglichen Tatsachen zu betrachten, ohne eine einzige Ausnahme, denn sonst taucht unvermeidlich der Verdacht, und zwar der völlig berechtigte Verdacht auf, daß die Tatsachen willkürlich ausgewählt oder zusammengestellt sind, daß nicht der objektive Zusammenhang und die objektive wechselseitige Abhängigkeit der historischen Erscheinungen in ihrer Gesamtheit dargestellt werden, sondern daß es sich um ein „subjektives“ Machwerk zur Rechtfertigung einer vielleicht schmutzigen Sache handelt. Das kommt vor . . . und häufiger, als man denkt.“ [3]

Weiterlesen »

Great Reset: Imperialistische Strategie oder Verschwörung?

Nachfolgend wird ein Artikel aus Österreich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie, der zuerst auf http://www.rotefahne.at erschienen ist, abgedruckt:

Von Dejan U.

Viele Halbwahrheiten, Mythen und Spekulationen kreisen seit Beginn der Pandemiemaßnahmen um den Begriff des „Great Reset“ bzw. „Großen Umbruchs“. So wie manche hinter dem Schlagwort den ultimativen Plan geheimer Weltenlenker inmitten der Pandemie vermuten, verwerfen andere den „Great Reset“ oftmals als sogenannte „Verschwörungstheorie“, womit zumindest indirekt auch jede weitere Auseinandersetzung damit verworfen wird. Da der Spuk um den „Great Reset“ in der einen und anderen Richtung überaus populär ist, von der faschistischen Neuen Rechten zu nutzen versucht wurde und große Teile der „Corona-Bewegung“ sowie ihrer Gegner beschäftigt, scheint es überaus ratsam, sich genauer damit auseinanderzusetzen. Es ist weder der geheime „Weltplan“, noch eine verschwörerische Verrücktheit. Sicher ist jedoch, dass es sich beim „Great Reset“ um eine eindeutige Kampfansage an die Ausgebeuteten und Unterdrückten weltweit handelt.

„Viele von uns fragen sich, wann sich die Dinge wieder normalisieren werden. Die kurze Antwort ist: niemals. (…) Die Welt, wie wir sie in den ersten Monaten des Jahres 2020 kannten, gibt es nicht mehr, sie hat sich im Kontext der Pandemie aufgelöst. (…) Die Veränderungen werden nicht linear verlaufen und es wird drastische Brüche geben.“ – Klaus Schwab (1)

„Der Große Umbruch“ ist zuerst kein Mythos, sondern ein von Klaus Schwab und Thierry Malleret verfasstes und 2020 vom Weltwirtschaftsforum (WEF) herausgegebenes Buch. Schwab ist seines Zeichens niemand geringerer als Gründer und Ehrenvorsitzender des Weltwirtschaftsforums. Das ist man nicht nebenher, sein Wort hat also in bestimmten Kreisen Gewicht. Nachdem das Buch unter dem Titel „COVID-19: Der grosse Umbruch“ bzw. „COVID-19: The Great Reset“ hochoffiziell vom WEF herausgegeben wurde, kann selbstverständlich davon ausgegangen werden, dass Schwab in seinem Buch nicht einfach nur persönliche Gedanken und Überlegungen festhält, sondern es sich um einen ernsthaften Konsens innerhalb des Weltwirtschaftsforums handelt, einen Konsens der durch die stärksten und am besten aufgestellten, hegemonialen Fraktionen in den Reihen bestimmter Repräsentanten des Kapitals hergestellt wurde. Natürlich ist es kein „Geheimplan“ dem alle Politiker der Welt folgen müssten. Dann wäre es eine Verschwörung. Doch auch die Kapitalisten sind untereinander voller Widersprüche. Es handelt sich jedoch um ein politisches Dokument, in dem Klaus Schwab als Vertreter bestimmter starker Fraktionen der herrschenden Klasse seinen „Kollegen“ vorschlägt, was zu tun ist um aus der gegenwärtigen Krise heil herauszukommen. Gleichzeitig folgt er darin sozusagen dem – zugegebenermaßen ziemlich abgelutschten – Motto die „Krise als Chance zu nutzen“ und formuliert daher einen Weg, von dem er davon ausgeht, dass vermittels diesem das Kapital auch aus der gegenwärtigen Krise profitabler, oder zumindest stabiler hervorgehen kann. Politische Wege und ökonomische Möglichkeiten aufzuzeigen und vorzugeben hat nichts mit einer „Verschwörungstheorie“ zu tun, sondern ist schlussendlicher Zweck solcher Einrichtungen wie dem Weltwirtschaftsforum, denn Konzern- und Regierungsvertreter treffen sich dort ja nicht zum Teetrinken oder Kartenspielen. Das WEF unterscheidet sich in vieler Hinsicht von Einrichtungen wie dem Internationalen Währungsfonds oder der Weltbank. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie keine philanthropischen Geselligkeitsvereine sind, sondern politischer Ausdruck des Imperialismus, der ökonomischen Monopole, Kartelle und Trusts. Sie repräsentieren auf unterschiedliche Art und Weise, in unterschiedlicher Wirkmächtigkeit und Funktion die Kompromisse und die Konflikte der Imperialisten untereinander, sowie das Verhältnis der Imperialisten zu ausgebeuteten Ländern und unterdrückten Völkern. Entsteht nun in solchen Institutionen ein politisch-ökonomisches Programm, dann sollte man das nicht als „Verschwörungstheorie“ abtun, sondern ernst nehmen. Denn immerhin sind es die Imperialisten, die derzeit (noch) die Herrschenden innerhalb des bestehenden Weltsystems sind. Genau daher rühren aber auch die mehr oder weniger verbreiteten verschwörungstheoretischen Verklärungen und Mythologisierungen des „Great Reset“: vom Gefühl der eigenen Ohnmacht gegenüber „denen da oben“, vom Unvertrauen in den Klassenkampf und in die Kraft der Massen im Kampf gegen den Imperialismus. Damit sich diese Kraft aber entwickelt und der Klassenkampf vorankommt, dafür ist es wichtig, dass wir uns ansehen, worum es im „Great Reset“ wirklich geht, was Klaus Schwab und mit ihm das Weltwirtschaftsforum vorschlagen, und was das für die Arbeiter und Völker der Welt bedeutet. Wir wollen hiermit einen kurzen Überblick zum Thema geben.

Weiterlesen »

NATO-Kriegsübungen gegen Russland

Nachfolgend dokumentiere ich einen Beitrag über die anstehenden und laufenden deutschen und NATO-Kriegsübungen gegen Russland, der zuerst auf http://www.german-foreign-policy.com erschienen ist:

Kriegsübungen gegen Russland

USA und NATO kündigen neue Großmanöver gegen Russland an – mit deutscher Beteiligung. Bundeswehr will Kaserne in Litauen bauen.

WASHINGTON/BERLIN(Eigener Bericht) – Inmitten der eskalierenden Spannungen zwischen dem Westen und Russland kündigt das Pentagon das nächste Defender Europe-Großmanöver zum Training eines US-Aufmarschs an der russischen Grenze an. Defender Europe 22 wird laut NATO-Angaben im Mai beginnen und bis Mitte Juni andauern; laut Auskunft des Pentagon ist die Beteiligung von gut 33.000 Soldaten aus 26 Staaten geplant. Auch die Bundeswehr ist involviert. Dabei ist das Manöver, das die schnelle Verlegung großer Kampfverbände aus den USA bis nach Ost- und Südosteuropa probt, nur eine von diversen Kriegsübungen von NATO-Staaten, die sich in den nächsten Monaten gegen Russland richten. Sie beinhalten Seekriegsmanöver auf der Ostsee, Luftlandeoperationen nahe der russischen Grenze oder die Jagd auf russische U-Boote im Mittelmeer und im Nordatlantik. Zudem ist die dauerhafte Stationierung von NATO-Bataillonen in Rumänien und Bulgarien im Gespräch. Die Bundeswehr hat erst kürzlich – auch, um ein Zeichen zu setzen – angekündigt, in Litauen für ihre NATO-Battlegroup eine Kaserne zu bauen.

Defender Europe 22

Inmitten der eskalierenden Spannungen zwischen dem Westen und Russland kündigen die Vereinigten Staaten die nächste Übung ihrer Manöverserie Defender Europe an. Laut Angaben der NATO wird Defender Europe 22 am 8. Mai beginnen und am 16. Juni zu Ende gehen. Schwerpunktländer sind demnach, wie schon 2020, Polen und die baltischen Staaten. Das Pentagon kündigt die Teilnahme von 33.000 Soldaten aus 26 Staaten an; von einer „signifikanten Beteiligung der US-Luftwaffe und der US-Marine“ ist die Rede.[1] Kern ist wie in den Vorjahren die schnelle Verlegung von US-Truppen über den Atlantik und ihr weiterer Vormarsch in Richtung russische Grenze; dabei sollen die beteiligten Truppen auch zeigen, dass sie in der Lage sind, schnell zu Kampfhandlungen überzugehen. Dazu sind diverse Anschlussmanöver geplant. Der NATO zufolge wird Defender Europe 22 mit einer Flussüberquerung multinationaler Kräfte in Divisionsstärke zu Ende gehen.[2] Das steht der Behauptung des Pentagon entgegen, die Kriegsübung sei ausschließlich defensiv orientiert. Zur Einordnung urteilt das US-Verteidigungsministerium, das Manöver sei ein Beleg für die Fähigkeit der USA, in Europa in einem weiten Bogen zu operieren – „im hohen arktischen Norden, im Ostseeraum, im Westbalkan und in der Schwarzmeerregion“.[3]

Weiterlesen »

Lenin über die russische Revolution von 1905

Den „Ein Vortrag über die Revolution von 1905“ hielt W.I. Lenin in deutscher Sprache am 22. Januar 1917 im Züricher Volkshaus in einer Versammlung der schweizerischen Arbeiterjugend. Dieser wurde am Vorabend der (zweiten) russischen Februar-Revolution von 1917 gehalten. Er wurde in den Lenin-Werken (LW) Band 23, S. 244-262 veröffentlicht. Eine Einschätzung der russischen Revolution von 1905 findet sich auch im Kapitel III „Menschewiki und Bolschewiki in der Periode des Russisch-Japanischen Krieges und der ersten russischen Revolution (1904-1907)“ der „Geschichte der KPdSU(B) – Kurzer Lehrgang“ (Berlin, 1951, S. 69-120):

W.I. Lenin:

Ein Vortrag über die Revolution von 1905

(22. Januar 1917)

Jugendgenossen, Parteigenossen und -genossinnen!

Wir feiern heute den zwölften Jahrestag des „blutigen Sonntags“, der mit Recht als Beginn der russischen Revolution betrachtet wird.

Tausende von Arbeitern – wohlgemerkt keine Sozialdemokraten, sondern religionsfromme, kaiserfromme Leute – unter der Führung des Priesters Gapon gehen von allen Stadtteilen aus zum Zentrum der Hauptstadt, zum Platze vor dem Winterpalast, um dem Zaren eine Petition zu überreichen. Die Arbeiter gehen mit Heiligenbildern, und ihr damaliger Führer Gapon versicherte dem Zaren schriftlich, er bürge ihm für die Unverletzlichkeit seiner Person und bitte ihn, vor dem Volke zu erscheinen.

Das Militär wird aufgeboten. Ulanen und Kosaken greifen die Menge mit der blanken Waffe an, es wird geschossen gegen die waffenlosen Arbeiter, die auf den Knien die Kosaken anflehten, sie zum Kaiser zulassen. Nach polizeilichen Mitteilungen gab es mehr als tausend Tote, mehr als zweitausend Verwundete. Die Erbitterung der Arbeiter war unbeschreiblich.

Das ist das allgemeine Bild des 22. Januar 1905, des blutigen Sonntags. Um Ihnen die geschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses anschaulicher zu machen, werde ich einige Stellen aus der Arbeiterpetition verlesen. Die Petition beginnt folgendermaßen:

„Wir Arbeiter, Bewohner von Petersburg, kommen zu Dir. Wir sind elende, beschimpfte Sklaven, und erstickt von Despotismus und Willkür. Als die Grenze der Geduld erreicht war, stellten wir die Arbeit ein und baten unsere Herren, uns nur das zu geben, ohne das das Leben eine Qual ist. Aber alles wurde abgelehnt, alles ist nach der Meinung der Fabrikanten ungesetzlich. Wir hier, viele Tausende, sowie das ganze russische Volk, haben keine Menschenrechte. Durch Deine Beamten sind wir Sklaven geworden.“ Die Petition zählt die Forderungen auf: Amnestie, öffentliche Freiheiten, den Normalarbeitslohn, die allmähliche Übergabe des Grund und Bodens an das Volk, die Einberufung einer Konstituante auf Grund von allgemeinen und gleichen Wahlen, und schließt mit den Worten: „Kaiser! Hilf Deinem Volke! Vernichte die Scheidewand zwischen Dir und dem Volke! … Befiehl die Erfüllung unserer Bitten, und Du machst Rußland glücklich; wenn nicht, so sterben wir hier. Wir haben nur zwei Wege: Freiheit und das Glück oder das Grab.“

Es wird einem eigentümlich zumute, wenn man jetzt diese Petition der ungebildeten, analphabetischen, von einem patriarchalischen Priester geführten Arbeiter liest. Unwillkürlich drängt sich die Parallele auf zwischen dieser naiven Petition und den heutigen Friedensresolutionen der Sozialpazifisten, d.h. Leuten, die Sozialisten sein wollen und die in Wirklichkeit nur bürgerliche Phraseure sind. Die ungebildeten Arbeiter des vorrevolutionären Rußlands wußten nicht, daß der Zar das Haupt einer herrschenden Klasse ist, nämlich der Großgrundbesitzer, die schon durch tausend Fäden mit der Großbourgeoisie verkoppelt sind und die ihre Monopole, Privilegien und Gewinne mit allen Mitteln der Gewalt zu schützen entschlossen sind. Die heutigen Sozialpazifisten, die für „hochgebildete“ Leute – Scherz beiseite! – gelten wollen, wissen nicht, daß von den bürgerlichen Regierungen, die den imperialistischen, den Raubkrieg führen, einen „demokratischen“ Frieden zu erwarten ebenso dumm ist wie der Gedanke, man könne mit friedlichen Petitionen den Blutzaren zu demokratischen Reformen bewegen.

Der große Unterschied bei alledem ist der, daß die heutigen Sozialpazifisten zu einem geraumen Teil Heuchler sind, die das Volk durch gütliches Zureden vom revolutionären Kampfe ablenken wollen, während die ungebildeten russischen Arbeiter des vorrevolutionären Rußlands durch ihre Taten bewiesen haben, daß sie aufrichtige Leute waren, die zum ersten Male zum politischen Bewußtsein erwachten.

Eben in diesem Erwachen der ungeheuren Volksmassen zum politischen Bewußtsein und zu revolutionärem Kampfe besteht die geschichtliche Bedeutung des 22. Januar 1905.

“Es gibt noch kein revolutionäres Volk in Rußland“ – so hat zwei Tafe vor dem „blutigen Sonntag“ der damalige Führer der russischen Liberalen geschrieben, Herr Peter Struve, der damals ein illegales, freies, ausländisches Organ herausgab. So absurd erschien diesem „hochgebildeten“, hochnäsigen und hochdummen Führer der bürgerlichen Reformisten die Idee, daß ein analphabetisches Bauernland ein revolutionäres Volk gebären kann! So fest waren die damaligen – ganz wie die heutigen – Reformisten davon überzeugt, daß eine wirkliche Revolution unmöglich sei!

Weiterlesen »

Oxfam-Studie – Kapitalismus – ein mörderisches System!

Nachfolgend wird eine Einschätzung der neuesten Oxfam-Studie „Ungleichheit mordet“ zur Ungleichheit in dem imperialistischen Weltsystem abgedruckt, die zuerst auf http://www.arbeit-zukunft.de veröffentlicht wurde:

Rekordgewinne für Konzerne und Milliardär*innen auf der einen, zunehmende Armut auf der anderen Seite. Booster-Impfungen hier, mangelhafter oder gar kein Zugang zu Impfstoffen und Gesundheitsversorgung dort. Die Corona-Pandemie verschärft Ungleichheiten dramatisch, inner­halb und zwischen Gesellschaften, und stellt die Weltgemeinschaft vor eine immer größere Zerreißprobe.

Diese Entwicklung ist kein Zu­fall, sondern die Folge struktu­reller Macht- und Eigentumsver­hältnisse. Die Ursachen der sich verschärfenden Ungleichheitskrise liegen in unserem Wirtschaftssystem. Wenn Profite für Konzerne und ihre Eigentümer*innen mehr zählen als der Schutz von Menschenrechten und des Planeten, wenn aus Kostengründen eine notwendige medizinische Be­handlung verwehrt wird, wenn das Geld nicht reicht, um sich gesund zu ernähren oder Arbeitsbedingungen krank machen, dann erfahren Menschen Gewalt.“

So beginnt die deutsche Kurzfassung der Mitte Januar 2022 vorgestellten Studie „Gewaltige Ungleichheit“ von Oxfam. Die Kurzfassung enthält alle schrecklichen Zutaten unseres kapitalistischen Systems.

Richtig stellt die Studie fest, dass die extreme Armut auf der einen und der unerhörte, unanständige Reichtum auf der anderen Seite „kein Zufall“ sind! Richtig wird gesagt, dass dies das Ergebnis „ struktu­reller Macht- und Eigentumsver­hältnisse“ ist und seine Ursache „ in unserem Wirtschaftssystem“, dem Profitsystem hat.

Unter der leider unrichtigen Überschrift „Corona verschärft Ungleichheiten“ (denn Corona ist nicht die Ursache, sondern der Kapitalismus) folgt:

Sowohl der Reichtum von Milliar­där*innen als auch die Geschwin­digkeit, mit der sie in der Corona-Pandemie ihr Vermögen mehren, sind in der Geschichte der Menschheit beispiel­los. Seit März 2020 ist das Vermögen der aktuell 2.755 Milliardär*innen um fünf Billionen US-Dollar gestiegen, von 8,6 auf 13,8 Billionen.3 Sie haben ihr Vermögen da­mit während der Pandemie stärker vermehrt als in den gesamten vierzehn Jahren zuvor – vierzehn Jahre, die selbst schon einem Goldrausch für Superreiche glichen.

Schon seit 1995 hat das reichste Prozent der Weltbe­völkerung fast 20-mal mehr Vermögen angehäuft als die ärmsten 50 Prozent der Menschheit zusammen.“

Weiterlesen »

Lehren aus der Novemberrevolution – Woche der Januarkämpfe 1919

Lehren aus der Novemberrevolution – Woche der Januarkämpfe 1919

In der entscheidenden letzten Woche der deutschen Novemberrevolution von 1918/1919 schrieb die Mitgründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Rosa Luxemburg fünf wegweisende Artikel für die Tageszeitung der KPD „Die Rote Fahne“ (Berlin). Vom 7. bis 14. Januar 1919 lässt sie diese für die deutsche Revolution wichtigen Tage Revue passieren und analysiert die Taten der einzelnen Akteure. Diese fünf Artikel sind in den Gesammelten Werken Band 4 von Rosa Luxemburg abgedruckt (S. 516-536). Der bekannteste dieser Artikel ist der letzte „Die Ordnung herrscht in Berlin“, den Rosa Luxemburg am Vortag ihrer Ermordung (am 15. Januar 1919) durch faschistische Freicorpsmänner im Auftrag der rechten MSPD-Führer Ebert und Noske geschrieben hat. Die fünf Artikel sind nachstehend abgedruckt.

Die Hintergründe der „Niederlage der Arbeiterklasse in der Novemberrevolution und ihre Ursachen“ sind in der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Band 3“ (Berlin/DDR, 1966, S. 182-199) nachzulesen. Eine umfassende Einschätzung und Einordnung der deutschen Novemberrevolution erfolgt 30 Jahre später in der Entschließung des Parteivorstandes der SED vom 16. September 1948 unter dem Titel „Die Novemberrevolution und ihre Lehren für die deutsche Arbeiterbewegung“ (In: Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Band II, Berlin/DDR, 1950, S. 100-116).

Ein besonderer Dank gilt der türkischen Zeitung „Kizil Bayrak“, die der TKIP nahesteht, für die Übersetzung der Texte der Artikel von Rosa Luxemburg ins Türkische: Spartakist Hafta makaleleri (kizilbayrak60.net)

Rosa Luxemburg:

Was machen die Führer?

Die Rote Fahne (Berlin), Nr. 7 vom 7. Januar 1919

In der Glutatmosphäre der Revolution reifen Menschen und Dinge mit unheimlicher Schnelligkeit. Erst vor kurzen 3 Wochen, als die Reichskonferenz der A.- u. S.-Räte geschlossen wurde, schienen Ebert-Scheidemann im Zenit ihrer Macht zu stehen. Die Vertretung der revolutionären Arbeiter- und Soldatenmasse ganz Deutschlands hatte sich ihrer Führung blindlings ergeben. Die Einberufung der Nationalversammlung, die Aussperrung der „Straße“, die Degradierung des Vollzugsrats und mit ihm der A.- u. S.-Räte zu ohnmächtigen Scheinfiguren – welcher Triumph der Gegenrevolution auf der ganzen Linie! Die Früchte des 9. November schienen vertan und verspielt, die Bourgeoisie atmete wieder beruhigt auf, die Massen standen ratlos, entwaffnet, erbittert und doch zweifelnd da. Ebert-Scheidemann wähnten sich auf dem Gipfel der Macht.

Die blinden Toren! Noch sind keine zwanzig Tage seitdem verflossen, und ihre scheinbare Macht ist über Nacht ins Wanken geraten. Die Massen sind eben die wirkliche Macht, die reale Macht kraft ihrer Interessen, kraft der historischen Notwendigkeit, kraft des ehernen „Muss“ der Geschichte. Mag man ihr vorübergehend Fesseln anlegen, ihre Organisation formell jeder Macht berauben – sie braucht sich nur zu regen, nur ihr Rückgrat steif aufzurichten, schon hebt der Boden unter den Füßen der Gegenrevolution.

Wer die gestrige Massendemonstration in der Siegesallee miterlebt hat, wer diese felsenfeste revolutionäre Überzeugung, diese prächtige Stimmung, diese Tatkraft, die aus den Massen strömte, mit gespürt hat, der musste zu dem Schluss gelangen: Die Proletarier sind durch die Schule der letzten Wochen, der jüngsten Ereignisse politisch enorm gewachsen. Sie sind sich ihrer Macht bewusst geworden, und nichts fehlt ihnen, als von dieser Macht Gebrauch zu machen.

Die Ebert-Scheidemann und ihr Auftraggeber, die Bourgeoisie, die fortwährend über „Putsche“ zetern, erleben in diesen Stunden dieselbe Enttäuschung, wie sie einst der letzte Bourbone erlebt hat, dem auf seinen empörten Ruf über die „Rebellion“ des Pariser Volkes von seinem Minister die Antwort gegeben wurde: Herr, das ist keine Rebellion, das ist eine Revolution!

Ja, eine Revolution ist es, mit all ihrem äußeren wirren Verlauf, mit der abwechselnden Ebbe und Flut, mit momentanen Anläufen zur Machtergreifung und ebenso momentanen Rückläufen der revolutionären Sturzwelle. Und durch all diese scheinbaren Zickzackbewegungen setzt sich die Revolution Schritt um Schritt siegreich durch, schreitet sie unaufhaltsam vorwärts.

Die Masse muss eben im Kampfe selbst zu kämpfen, zu handeln lernen. Und man spürt heute: Die Arbeiterschaft Berlins hat in hohem Maße zu handeln gelernt, sie dürstet nach entschlossenen Taten, nach klaren Situationen, nach durchgreifenden Maßnahmen. Sie ist nicht mehr dieselbe wie am 9. November, sie weiß, was sie will und was sie soll.

Sind aber ihre Führer, die ausführenden Organe ihres Willens, auf der Höhe? Sind die revolutionären Obleute und Vertrauensleute der Großbetriebe, sind die radikalen Elemente der USP inzwischen an Tatkraft, Entschlossenheit gewachsen? Hat ihre Aktionsfähigkeit mit der wachsenden Energie der Massen Schritt gehalten?

Wir befürchten, diese Frage nicht mit einem glatten Ja beantworten zu können. Wir fürchten, die Führer sind noch dieselben, wie sie am 9. November waren, sie haben wenig hinzugelernt.

24 Stunden sind seit dem Anschlag der Ebert-Regierung gegen Eichhorn verflossen. Die Massen sind dem Appell ihrer Führer mit Ungestüm gefolgt, sie haben die Wiedereinsetzung Eichhorns aus eigenen Kräften spontan durchgeführt, sie haben aus eigener Initiative spontan den Vorwärts besetzt, sich der bürgerlichen Redaktionen und des WTB bemächtigt, sie haben sich, soweit es ging, bewaffnet. Sie warten auf weitere Weisungen und Handlungen ihrer Führer.

Was haben diese inzwischen getan, was beschlossen? Welche Maßnahmen haben sie ergriffen, um in der gespannten Situation, in der die Schicksale der Revolution zum mindesten für den nächsten Abschnitt entschieden werden, den Sieg der Revolution zu sichern? Wir sehen und hören nichts! Mag sein, dass die Vertrauensmänner der Arbeiterschaft gründlich und ausgiebig beraten. Jetzt gilt es aber zu handeln.

Die Ebert-Scheidemann verzetteln ihre Zeit sicher nicht mit Beratungen. Sie schlafen ganz gewiss nicht. Sie bereiten im stillen mit der üblichen Energie und Umsicht der Konterrevolutionäre ihre Zettelungen vor, sie schleifen ihr Schwert, um die Revolution zu überrumpeln, zu meucheln.

Andere, pflaumenweiche Elemente sind sicher schon fleißig am Werke, um „Verhandlungen“ anzubahnen, um Kompromisse herbeizuführen, um über den blutigen Abgrund, der sich zwischen der Arbeiter- und Soldatenmasse und der Regierung Eberts aufgetan, eine Brücke zu schlagen, um die Revolution zu einem „Vergleich“ mit ihren Todfeinden zu verleiten.

Da ist keine Zeit zu verlieren. Da müssen sofort durchgreifende Maßnahmen vorgenommen werden. Den Massen, den revolutionstreuen Soldaten müssen klare und rasche Direktiven gegeben, ihrer Energie, ihrer Kampflust müssen die richtigen Ziele gewiesen werden. Die schwankenden Elemente unter den Truppen können nur durch entschlossenes, klares Handeln der revolutionären Körperschaften für die heilige Sache des Volkes gewonnen werden.

Handeln! Handeln! Mutig, entschlossen, konsequent – das ist die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der revolutionären Obleute und der ehrlich sozialistischen Parteiführer. Die Gegenrevolution entwaffnen, die Massen bewaffnen, alle Machtpositionen besetzen. Rasch handeln! Die Revolution verpflichtet. Ihre Stunden zählen in der Weltgeschichte für Monate und ihre Tage für Jahre. Mögen sich die Organe der Revolution ihrer hohen Pflichten bewusst sein!

Quelle: Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke Band 4, Berlin, 2000, S. 516-518

Weiterlesen »

Corona-Impfung und Kapitalismus

Nachfolgend wird eine Stellungnahme zur Corona-Impfpflicht aus der UZ – Zeitung der DKP vom 21.01.2022 (S. 13) abgedruckt und zur Diskussion gestellt, die auch auf http://www.unsere-zeit.de veröffentlicht wurde:

Corona-Impfung und Kapitalismus

Die Aussage, dass bestimmte Impfstoffe Gentechnik beinhalten und deshalb automatisch eine größere Gefahr für eine langfristige genetische Veränderung des eigenen Organismus bestünde, ist ein durch religiös und naturesoterisch begründete Anti-Gentechnik-Kampagnen hervorgerufener Irrglaube. Weder sind gentechnische Veränderungen bei Menschen, Tieren oder Pflanzen an sich schlecht noch darf sich die Menschheit aus voraufklärerischen „Gewolltheits“- oder Natürlichkeitsvorstellungen heraus die Chancen gentechnischer Fortschritte entgehen lassen. Die gesellschaftliche Seite des Problems sind die Profitinteressen des Monopolkapitals. Die wissenschaftlich-technische Seite ist das mangelnde Verständnis organismischer Wechselprozesse und ihrer Antizipierbarkeit unter den Bedingungen bewusst hervorgerufener genetischer Veränderungen. Das bedeutet, dass es ein Restrisiko gibt, dass mRNA-Impfstoffe Nebenwirkungen hervorrufen könnten. Die Angst davor, bei Langzeitschäden alleingelassen und im schlimmsten Falle für verrückt erklärt zu werden, ist vollkommen nachvollziehbar, da dies im Kapitalismus üblich ist. Deshalb agitieren Kommunisten in jedem Fall für Impfungen, ohne zu verschweigen, dass man Langzeitschäden nicht ausschließen kann. Das muss verbunden werden mit einer gesellschaftlichen Einordnung und der Forderung, Bedingungen zu schaffen, unter denen eventuelle Schäden nicht auf die Einzelnen abgewälzt werden und Unterstützung sowie Schadenersatz nicht erst durch langwierige Gerichtsverfahren zu erreichen sind. Die Forderung nach einer staatlich durchgesetzten Impfpflicht in dieser Gesellschaftssituation, mit den damit verbunden Straf- und Zwangsandrohungen sowie den darauf folgenden Ängsten in der Bevölkerung, ist dagegen klassisch obrigkeitsstaatliches Denken in der Tradition von Bismarck und Lassalle.

Quelle: https://www.unsere-zeit.de/ueber-das-scheitern-164895/

Zur Außenpolitik der Ampelkoalition

Nachfolgend ist ein sehr lesenswerter Artikel über die Außenpolitik der deutschen Ampelkoalition und deren Traditionslinien von Prof. Anton Latzo abgedruckt, der zuerst in der UZ – Zeitung der DKP vom 21.01.2022 (S. 10) und auf http://www.unsere-zeit.de veröffentlicht wurde:

Frieden predigen – Einmischung und Kriegsvorbereitung praktizieren

Zur Außenpolitik der Ampelkoalition – von Anton Latzo

Die Koalitionsvereinbarung und die ersten außenpolitischen Schritte der neuen Regierung zeigen, dass der Wille zum Erwerb und zur Ausübung von immer mehr internationaler Macht ihre Positionen und Handlungen bestimmen wird. Dies muss in einer Umgebung erfolgen, die viel intensiver von Konkurrenz gekennzeichnet ist, in der sich die Kräfteverhältnisse schneller verändern und Machtgleichgewicht an Bedeutung gewinnt. Damit wird nicht nur die Berechenbarkeit der Akteure und der Verhältnisse schwieriger, auch das Gefahrenpotenzial nimmt zu.

„Gestaltungsmacht“

Die Aussagen der Koalitionsvereinbarung folgen einem zu den Wahlen veröffentlichten Strategiepapier der Deutschen Gesellschaft für Außenpolitik (DGAP), in dem gefordert wird, dass die Bundesregierung die Wende zu einer offensiveren, risikobereiten Außenpolitik einleiten müsse. Man rechnet damit, dass dies unter Bedingungen geschehen wird, unter denen „die Grenzen zwischen Krieg und Frieden verschwimmen“. Berlin müsse künftig bereit sein, „auch unter großer Unsicherheit Entscheidungen zu fällen“. Das sind Vorstellungen, die darauf hinweisen, wie man gedenkt, „mehr weltpolitische Verantwortung zu übernehmen“ und „das Spektrum militärischer Mittel auszuschöpfen“, um die Bundesrepublik zur „Gestaltungsmacht“ zu machen. Das ist eine Hauptrichtung der künftigen deutschen Außenpolitik.

Gleichzeitig dürfte diese von Bemühungen gekennzeichnet sein, die Maßnahmen vieler Staaten – auch innerhalb der EU – zu neutralisieren, die ihre Volkswirtschaft und auch ihr politisches System vor ausländischer Abhängigkeit und Bevormundung schützen und die externen Einflussfaktoren minimieren wollen. Eine solche Politik der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder – insbesondere die Verhängung von Sanktionen – ist mit großen Schäden auch für die deutsche Wirtschaft verbunden, da diese, wie eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) feststellte, angesichts ihrer Exportfixierung wie kaum eine andere auf einen „freien“ Welthandel, niedrige Zölle und internationale Kooperation angewiesen ist. Laut IW belief sich zum Beispiel die sogenannte Außenhandelsquote der BRD 2019 auf 88 Prozent, international ein absoluter Spitzenwert. Die Außenhandelsquoten der anderen OSZE-Staaten bezifferten sich im Schnitt auf 59 Prozent. Großbritannien und Frankreich hatten eine Quote von 64 beziehungsweise 65 Prozent, bei Japan waren es nur 35 und im Falle der USA sogar nur 26 Prozent. Die BRD ist also auf Dauer am stärksten betroffen – anwachsende Widersprüche bei nachhaltig wirksam werdenden außenwirtschaftlichen Interessen stehen vor der Tür.

„System­wettbewerb“

In diesem Kontext fordern die genannten Leitlinien der DGAP, Deutschland müsse „den Charakter seiner Außenpolitik verändern“ – „weg von einer reaktiven Ad-hoc-Politik, die darauf bedacht ist, Schaden einzugrenzen; hin zu einer proaktiven Politik, die systematisch und begründet gestaltet wird und Chancen nutzt“. Ausgangspunkt ist dabei die „globale Verantwortung“ Deutschlands als „viertgrößte Volkswirtschaft der Welt“.

Wie schon bisher sieht man im „transatlantischen Bündnis“, also in den Beziehungen zu den USA, den „zentralen Pfeiler“ und betrachtet die NATO als „unverzichtbare(n) Teil unserer Sicherheit“. Damit ist der Platz der BRD in den internationalen Beziehungen eindeutig bestimmt. Nicht Frieden und gleichberechtigte Zusammenarbeit souveräner Staaten auf der Grundlage des Völkerrechts stehen im Mittelpunkt. Die Regierung will ihre Ziele im Bündnis mit den „demokratischen Partnern“, zu denen ja bekanntlich Russland und die VR China nicht gezählt werden, verwirklichen. Das lässt mehr Konfrontation als Kooperation erwarten.

Dafür sollen nicht nur die politischen und militärischen Potenziale des Staates eingesetzt werden. Man will auch die „zivilgesellschaftlichen Akteure stärken“, das heißt auch illegale Mittel und nicht kontrollierbare Kräfte einsetzen und eine Politik der erweiterten Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder verfolgen.

Da es dabei in erster Linie „um Systemwettbewerb mit autoritär regierten Staaten“ geht, müsse „eine strategische Solidarität mit unseren demokratischen Partnern“ hergestellt beziehungsweise gepflegt werden. Wir erleben also eine Fort- und Festschreibung der Einteilung in „Gut und Böse“. Damit kann man nicht nur wirtschaftliche Sanktionen legitimieren, sondern ebenso subversive Aktivitäten und auch militärische Maßnahmen, wie sie zum Beispiel im Schwarzen Meer, auf dem Balkan und sogar in Südostasien durchgeführt werden.

Weiterlesen »

Der KPD zur Kenntnis:

„Ein Kommunist soll offenherzig, ehrlich und aktiv sein, das Interesse der Revolution muß ihm teurer sein als sein eigenes Leben, er hat seine persönlichen Interessen den Interessen der Revolution unterzuordnen; er soll immer und überall an den richtigen Grundsätzen festhalten und einen unermüdlichen Kampf gegen alle falschen Ideen und Handlungen führen, um so das kollektive Leben der Partei und die Verbindung zwischen der Partei und den Massen zu festigen; er muß sich mehr um die Partei und um die Massen kümmern als um die eigene Person, mehr um andere Menschen als um sich selbst. Nur dann kann er als Kommunist angesehen werden.“

„Gegen den Liberalismus“ (7. September 1947), Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. II

„Worauf auch der Kommunist stößt, er muß stets fragen: „Warum?“ Er muß es allseitig und selbständig durchdenken; er muß überlegen, ob es der Realität entspricht und wirklich wohlbegründet ist; man darf in keinem Fall blindlings mitlaufen und sklavischen Gehorsam fördern.“

„Den Arbeitsstil der Partei ausrichten!“ (1. Februar 1942), Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. III

„Wir Kommunisten müssen imstande sein, uns in allen Dingen mit den Massen zu verbinden. Wenn unsere Parteimitglieder das ganze Leben hindurch in ihren vier Wänden hocken und nicht hinausgehen, um sich einmal den Sturmwind um die Ohren pfeifen zu lassen und zu erfahren, wie es in der Welt zugeht – welchen Nutzen bringen sie dann eigentlich dem chinesischen Volk? Gar keinen, und wir brauchen solche Menschen nicht in unserer Partei. Wir Kommunisten müssen uns Stürme um die Ohren pfeifen lassen, müssen kennenlernen, wie es draußen in der Welt aussieht; diese Stürme, das sind die gewaltigen Stürme der Massenkämpfe, und diese Welt, das ist die große Welt des Kampfes der Massen.“

„Organisieren“ (29. November 1943), Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. III

Quelle: Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung, Peking, 1968, S. 317-323

Weiterlesen »

Evidenzen gegen die Impfpflicht

Nachfolgend wird ein Artikel aus der österreichischen Zeitung „Die Rote Fahne“ http://www.rotefahne.at wiedergegeben:

Evidenzen gegen die Impfpflicht

Clemens Arvay ist Biologe, Sachbuchautor und Doktorand im Fach Biologie mit dem Schwerpunkt ökologische Immunologie. Für Die Rote Fahne schreibt er Gastkommentare zu den Themen Gesundheitsgerechtigkeit und Konzernkritik. Der Autor und Die Rote Fahne sind voneinander unabhängig.

Sowohl der österreichische Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein als auch sein deutscher Kollege Karl Lauterbacht drängen auf eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse, die eindeutig gegen die Einführung einer Verpflichtung zur Impfung sprechen, vehement ignoriert. Es wird immer klarer, dass die aktuell zugelassenen Impfstoffe keineswegs das Ende der Pandemie herbeiführen können, da sie die Infektionskette nicht unterbrechen und sogar die Gefahr einer verdeckten Virusausbreitung erhöhen könnten. Auch ist es bereits bewiesen, dass geimpfte Menschen, die sich mit COVID-19 infizieren, dieselbe Viruslast in ihrem Nasenrachensekret aufweisen und nach jüngsten Erkenntnissen auch genauso lang ansteckend sind wie ungeimpfte Menschen. In diesem Gastkommentar begründe ich mit Evidenzen, warum ein sachlicher und entschiedener Widerstand gegen die Pläne zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht jetzt unbedingt nötig ist. Die Entscheidung für oder gegen eine Corona-Impfung muss weiterhin frei bleiben.

Wann eine Impfpflicht diskussionswürdig wäre

Anlässlich der ersten Identifizierung der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 im November 2021 mutmaßte der Radiologe und Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der eine allgemeine Impfpflicht befürwortet, dass sich COVID-19 noch zu einer Krankheit entwickeln könnte, die »so infektiös wie Delta und so gefährlich wie Ebola ist«. Es sei daher nötig, die Welt noch jahrelang zu impfen, um die Entstehung weiterer Varianten zu verhindern. (1) Beide Aussagen sind wissenschaftlich nicht haltbar.

Erstens ist die Omikron-Variante keineswegs ein Vorbote von Ebola. Inzwischen ist klar, was von Anfang an aufgrund früher Daten aus Südafrika mit guten Gründen vermutet werden konnte: Die Mutation ist zwar ansteckender als die Delta-Variante, führt aber deutlich seltener zu einem schweren Infektionsverlauf. (2) Das liegt unter anderem daran, dass der Erreger die Lunge nicht infiltriert. Eine experimentelle Studie, deren Ergebnisse seit dem 29. Dezember 2021 als Vorveröffentlichung in Nature nachgelesen werden können, hat ergeben, dass die Omikron-Mutation die Zellen der Lungenschleimhaut nicht im selben Ausmaß wie Delta infiziert, weil die Fähigkeit des Virus nachgelassen hat, an bestimmte Rezeptorproteine der Lungenzellen anzudocken. (3) Die neue Variante vermehrt sich stattdessen stärker in den oberen Atemwegen, was auch der Grund für ihre schnellere Verbreitung ist. Denn dadurch ist die Virenlast im Nasensekret höher als bei der Deltavariante.

Die Gefahr, mit einer Omikron-Infektion ins Krankenhaus zu müssen, ist im Vergleich zur Delta-Infektion laut einer aktuellen Studie aus Schottland auf ein Drittel reduziert. (4) Allerdings verbreitet sich die neue Variante nach ersten Modellrechnungen möglicherweise auch drei bis vier Mal so schnell wie Delta. (5) Diese Entwicklung entspricht den Erkenntnissen der evolutionären Medizin, wonach sich Atemwegserkrankungen im Vergleich zu anderen Infektionskrankheiten rascher an den Menschen anpassen und dabei immer weniger gefährlich, aber infektiöser werden. Frank Ulrich Montgomerys Behauptung, SARS-CoV-2 könnte so gefährlich wie Ebola werden, widerspricht allen evolutionsbiologischen Erkenntnissen über Atemwegsinfektionen.

Hätte Montgomery mit seinem haarsträubend unwissenschaftlichen Ebola-Vergleich Recht oder wäre COVID-19 auch nur annähernd so gefährlich wie diese fatale Infektionskrankheit, bräuchten wir unbedingt eine verpflichtende Impfung für alle Menschen von jung bis alt. Wir sind aber weit von einer derartigen Gefahr entfernt. COVID-19 ist vor allem für Risikogruppen ab einem gewissen Alter gefährlich. Das Durchschnittsalter der an Corona Verstorbenen liegt je nach Quelle zwischen 72 und über 80 Jahren.

Weiterlesen »