Die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands / Marxisten-Leninisten (KPD/ML) an der Jahreswende 1968/1969 war notwendig geworden, weil die seit 1956 illegale KPD immer mehr revisionistische Position vertrat. Das machte es für alle Kommunisten und Marxisten-Leninisten notwendig, die neue Partei zu gründen. Ihre damaligen Gründe werden in der Zeitung „Roter Morgen“ (deutsche marxistisch-leninistische Monatsschrift, Sonderausgabe August 1968, 2. Jahrgang) in einer Kritik des Programmentwurfs der damaligen KPD genannt und lohnen sich, auch heute noch gelesen und diskutiert zu werden. Dies ist ein frühes Dokument der neuen revolutionären Partei KPD/ML:
Auf Kautskys und Togliattis Spuren – Zum Programmentwurf der KPD
Das revisionistische Zentralkomitee der KPD hat der Arbeiterklasse und der Öffentlichkeit Westdeutschlands den Entwurf eines Programms der Kommunistischen Partei Deutschlands unterbreitet und zur Diskussion gestellt. Sie hat den Programmentwurf als vom Geiste des Marxismus-Leninismus geprägt bezeichnet und ihn großsprecherisch zum „Manifest unserer Zeit“ erhoben. Oberflächlich, auf den ersten Blick, mag der Entwurf dem Betrachter „besser“ als die Programme anderer revisionistischer Parteien erscheinen, weil er sich – auf Grund der besonderen Situation Westdeutschlands – „linkerer“ Formulierungen bedient. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man fest, daß sich hinter der pseudolinken Demagogie buchstäblich sämtliche „Auslagestücke“ des revisionistischen Verrats verbergen, ob es sich um die Fragen der „Strukturreform“, der „Mitbestimmung“, der sogenannten „friedlichen Koexistenz“, des Parlaments als Organ des Volkswillens“ oder um die verräterischen Phrasen vom „friedlichen und demokratischen (!) Weg“, von der Erringung einer „ fortschrittlichen, sozialistischen Mehrheit im Parlament“ handelt.
I. Teil
Von Reformen viel, vom Sozialismus wenig die Rede
Wie die Programme anderer revisionistischer Parteien, gibt sich das Programm der KPD im vorliegenden Entwurf ohne weiteres als ein Programm des „italienischen bzw. französischen Weges“ , des „friedlichen Hinüberwachsens in den Sozialismus“ zu erkennen. Von verschiedenen „grundlegenden demokratischen Reformen“ ist in diesem Programm sehr viel, vom Sozialismus selbst hingegen nur wenig die Rede. In dem entsprechenden Abschnitt II „Für die Umgestaltung der Bundesrepublik zu einem Staat der fortschrittlichen Demokratie und des Friedens“ befassen sich von den sechs Unterabschnitten fünf mit Reformen, jedoch nur einer mit dem „Weg zum Sozialismus“. Konkrete Anhaltspunkte über bloße Phrasen hinaus bietet dieser Unterabschnitt kaum. Konkret festgestellt wird lediglich, es würde, „die Erfahrungen der demokratischen und sozialistischen Umgestaltung in der DDR von großem Nutzen sein“ und es würde in einer zukünftigen sozialistischen Ordnung Westdeutschlands „das Parlament zu einem wirklichen Organ des Volkswillens werden, das auf dem Mehrparteiensystem (!) beruht“.
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Die Lüge vom „friedlichen Übergang“.
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Der Programmentwurf der KPD geht davon aus, daß „die Bedingungen für den friedlichen Weg der sozialistischen Revolution günstiger“ werden, daß demnach ein Programm des „friedlichen Hinüberwachsens in den Sozialismus“ wachsende Chancen hat. Diese Einschätzung wird im Unterabschnitt „Weg zum Sozialismus“ so begründet: „Durch die grundlegende Veränderung des Kräfteverhältnisses in der Welt, die weitere Schwächung des Imperialismus, die Festigung des sozialistischen Weltsystems, besonders durch die Stärkung des sozialistischen Staates auf deutschem Boden werden die Bedingungen für den friedlichen Weg der sozialistischen Revolution günstiger.“
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Der Imperialismus führt einen Verzweiflungskampf
Nun hat sich allerdings seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution das Kräfteverhältnis zwischen den Kräften des Kapitalismus/Imperialismus einerseits und den Kräften des Sozialismus andererseits grundlegend verändert. Die Kräfte des Kapitalismus/Imperialismus nahmen ständig ab und nehmen noch weiterhin ab. Das heißt jedoch keineswegs, daß damit die Bedingungen für den „friedlichen Übergang“ günstiger geworden sind. Der Genosse Mao Tse-tung sagt dazu „Wie die Geschichte der Menschheit zeigt, führen stets die hart vor ihrem Untergang stehenden reaktionären Kräfte einen letzten Verzweiflungskampf gegen die revolutionären Kräfte“ (Der Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg).
Die historischen Ereignisse der letzten 20 Jahre haben diese Einschätzung vollauf bestätigt. Durch die Veränderungen des internationalen Kräfteverhältnisses werden die Imperialisten nicht „vernünftiger“, die Bedingungen für ein „friedliches Hinüberwachsens in den Sozialismus“ keineswegs günstiger. Die Geschichte lehrt im Gegenteil, daß die Tendenz des Imperialismus, seine Probleme durch Krieg, Bürgerkrieg, Interventionen und konterrevolutionäre Staatsstreiche zu lösen, zunimmt, je kritischer seine Lage wird. Je mehr die Imperialisten in die Enge getrieben werden, desto wahnwitziger gebärden sie sich.
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Die „vernünftigen“ USA-Imperialisten der Herren im Kreml
Denken wir nur an die imperialistischen Interventionen in Laos und Südvietnam (eingeleitet von dem nach Lesart der Sowjetrevisionisten „vernünftigen“ US-Präsidenten Kennedy!), in Griechenland, Santo Domingo, Libanon, Thailand, Korea, China, Kuweit. An den Indochina – und dann den Algerienkrieg des französischen Imperialismus. An die Suez-Krise,an den Überfall des letzten Sommers auf Syrien, Jordanien und die VAR. An die vom CIA gesteuerten Konterrevolutionen in Guatemala, Bolivien, Iran, Griechenland, Indonesien und Ghana. An die gescheiterten Verschwörungen gegen Kambodscha, Guinea, Kongo-Brazzaville und gegen das sozialistische Kuba (ebenfalls unter dem Regime des „vernünftigen“, „realistischen“ Präsidenten John F. Kennedy!).Denken wir an die blutige Unterdrückung der amerikanischen Neger, der spanischen Arbeiter und Studenten. Erinnern wir uns daran, daß die französische Reaktion auf dem Höhepunkt der innenpolitischen Krise Panzer und Armee-Einheiten in Marsch setzte, die „Bürgermilizen“ mobilisierte und sogar bei den faschistischen Horden der OAS Zuflucht nahm, um das französische Proletariat einzuschüchtern.
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