Nachfolgend ist ein Artikel über den Afrika-Russland-Gipfel abgedruckt, der zuerst auf http://www.jungewelt.de erschienen ist:
AUFSTIEG DES GLOBALEN SÜDENS
Sabotage missglückt
Russland-Afrika-Gipfel mit zahlreichen Vertretern des Kontinents: Kostenloses Getreide für ärmste Staaten, Kooperation soll ausgeweitet werden. Von Jörg Kronauer
Russland wird den ärmsten Staaten Afrikas als Ersatz für ausfallende Importe aus der Ukraine kostenlos Getreide liefern. Das kündigte Präsident Wladimir Putin am Donnerstag auf dem zweiten Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg an. Demnach sollen unter anderem Mali, Burkina Faso und Somalia je bis zu 50.000 Tonnen russisches Getreide erhalten. Zudem sollen die kommerziellen russischen Getreideexporte nach Afrika ausgeweitet werden. Mit der Maßnahme reagiert Moskau auf ernsten Unmut auf dem Kontinent über seinen Ausstieg aus dem Getreidedeal mit Kiew und auf die zunehmende Sorge darüber, dass der Weltmarktpreis für Getreide seit Beginn der russischen Angriffe auf ukrainische Häfen drastisch in die Höhe geschnellt ist. Das belastet alle afrikanischen Staaten schwer, auch wenn nur einige von ihnen größere Mengen Getreide aus der Ukraine bezogen.
In anderen Branchen soll die Wirtschaftskooperation ebenfalls ausgeweitet werden. So will Moskau den Staaten Afrikas nicht nur Agrargüter liefern, sondern auch Technologien zum Ausbau ihrer eigenen landwirtschaftlichen Produktion. Russische Firmen sollen zudem den Aufbau der Flüssigerdgasinfrastruktur in Afrika unterstützen. Um den Handel trotz der Sanktionen des Westens abwickeln zu können, drang Putin darauf, möglichst in nichtwestlichen Währungen zu bezahlen, »einschließlich des Rubels«. Zudem müssten Alternativen zum westlichen SWIFT-System genutzt werden, etwa das russische SPFS.
Überschattet wurde der Russland-Afrika-Gipfel vom Versuch des Westens, das Treffen zu sabotieren. So musste etwa der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi, seine angekündigte Teilnahme an dem Gipfel kurzfristig absagen. Thisekedi gab an, unter enormem Druck aus den USA und aus Großbritannien gestanden zu haben. Zwar behauptete er, er sei verhindert, weil er an diesem Freitag in Kinshasa die »Jeux de la Francophonie« eröffnen müsse. Dieser Termin ist der kongolesischen Regierung allerdings nicht erst seit Montag bekannt. Insgesamt nahmen nur 21 Staats- und Regierungschefs am Gipfel teil; 2019 waren es 43. Allerdings waren 49 von 54 Staaten Afrikas vertreten, die meisten hochrangig. Beim US-Thinktank International Crisis Group hieß es, vor allem Regierungen stark verschuldeter Staaten, die bei Umschuldungen auf westliche Zustimmung angewiesen seien, hätten unter Druck gestanden. Zu ihnen zählt die Regierung Sambias, die vor kurzem eine solche erreichen konnte. Präsident Hakainde Hichilema blieb, in der westlichen Schuldenfalle steckend, dem Gipfel fern.