„Das Kapital“, [ist] das größte Werk unseres Zeitalters auf dem Gebiet der politischen Ökonomie. (…) Marx arbeitete an der Analyse der komplizierten Erscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft.“ W.I. Lenin (1895)
Karl Marx umreist die Aufgabe, die er sich mit seinem Hauptwerk „Das Kapital“ selbst gestellt hatte, in seinem Vorwort zum I. Band des Kapitals vom 25. Juli 1867 folgendermaßen:
„Was ich in diesem Werk zu erforschen habe, ist die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Produktions- und Verkehrsverhältnisse. Ihre klassische Stätte ist bis jetzt England. Dies der Grund, warum es zur Hauptillustration meiner theoretischen Entwicklung dient. Sollte jedoch der deutsche Leser pharisäisch die Achseln zucken über die Zustände der englischen Industrie- und Äckerbauarbeiter oder sich optimistisch dabei beruhigen, daß in Deutschland die Sachen noch lange nicht so schlimm stehn, so muß ich ihm zurufen: De te fabula narratur! [lat.: Über dich wird die Geschichte erzählt!]
An und für sich handelt es sich nicht um den höheren oder niedrigeren -Entwicklungsgrad der gesellschaftlichen Antagonismen, welche aus den Naturgesetzen der kapitalistischen Produktion entspringen. Es handelt sich um diese Gesetze selbst, um diese mit eherner Notwendigkeit wirkenden und sich durchsetzenden Tendenzen. Das industriell entwickeltere Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eignen Zukunft.“ (MEW Band 23, S. 12)
Folglich ist die Erforschung der Produktionsverhältnisse der kapitalistischen, bürgerlichen Gesellschaft in der gegebenen, historisch bestimmten Form in ihrer Entstehung, ihrer Entwicklung und ihrem Verfall, der Inhalt der ökonomischen Lehre von Karl Marx. Kurz zusammengefasst lässt sich dieser in W.I. Lenins Aufsatz „Karl Marx. Kurzer biographischer Abriß mit einer Darlegung des Marxismus“ (1914) nachlesen.
Karl Marx löst die Frage nach der „Geschichtliche[n] Tendenz der kapitalistischen Akkumulation“ am Ende des I. Bandes des Kapitals glänzend, indem er wissenschaftlich nachweist, dass die Kapitalistenklasse selbst die Kraft freisetzt, die sie mit Bestimmtheit stürzen wird:
„Sobald dieser Umwandlungsprozeß nach Tiefe und Umfang die alte Gesellschaft hinreichend zersetzt hat, sobald die Arbeiter in Proletarier, ihre Arbeitsbedingungen in Kapital verwandelt sind, sobald die kapitalistische Produktionsweise auf eignen Füßen steht, gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und andrer Produktionsmittel in gesellschaftlich ausgebeutete, also gemeinschaftliche Produktionsmittel, daher die weitere Expropriation der Privateigentümer, eine neue Form. Was jetzt zu expropriieren, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter exploitierende Kapitalist.
Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.“ (MEW Band 23, S. 790-791)
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