Auf die folgenden Textstellen von kommunistischen Theoretikern und Praktikern der sozialistischen Planwirtschaft, bin ich bei der Lektüre des Buches von Marcel Kunzmann „Theorie, System & Praxis des Sozialismus in China“ (Berlin, September 2018) gekommen. Dieses Buch macht es sich auf 95 Seiten zur Aufgabe, die Ökonomie des Sozialismus (der zentralen Planwirtschaft) anhand der chinesischen Erfahrungen zu diskreditieren und die Reformpolitik von Deng Xiaoping (seit 1976) mit ihrer kapitalistischen Praxis bis heute als „fruchtbare Inspirationsquelle für andere sozialistische Aufbauversuche [hinzustellen] wie die Entwicklung in Kuba, Vietnam, Laos und mittlerweile auch Nordkorea zeigen“ (S. 86). Die wesentlichen Bestandteile des Marxismus-Leninismus in der Politischen Ökonomie des Sozialismus werden hier revidiert, mit dem Hinweis darauf: „Die mit den Wirtschaftsreformen in Gang gebrachte Produktivkraftentwicklung, welche einen dominanten Staatssektor um die Nutzung von Markt und Auslandsinvestitionen ergänzt, dient heute als erfolgreichstes Beispiel der systematischen Bekämpfung von Armut.“ (S. 83). Dass diese Erfolge Chinas bei der Steigerung der Produktion in der Leichtindustrie und dem Export (nach den Wirtschaftsreformen), nur auf Grundlage der planmäßigen Entwicklung der gesamten Wirtschaft des sozialistischen Chinas (1949-1976) möglich waren, wird aber systematisch ausgeblendet. So wird die chinesische „sozialistische Marktwirtschaft“ (eigentlich ist alleine der Begriff ein Widerspruch in sich) als beste aller möglichen Produktionsweisen hingestellt. Auf dieser Ebene trifft sie sich hier mit den Propagandisten der „sozialen Marktwirtschaft“ des BRD-Imperialismus.
Dagegen hier einige Auszüge von Textstellen aus der Feder marxistisch-leninistischer Revolutionäre zur Theorie und Praxis sozialistischer Ökonomie:
Zur Frage des Ziels sozialistischer Wirtschaft (Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen):
„Ich bin nicht an einem trockenen ökonomischen Sozialismus interessiert. Wir kämpfen gegen das Elend, aber wir kämpfen auch gegen die Entfremdung. Eines der fundamentalen Ziele des Marxismus ist es, den Faktor des individuellen Interesses und Gewinns aus den psychischen Motivationen der Menschen zu entfernen. Marx beschäftigte sich mit den ökonomischen Faktoren und mit ihren Auswirkungen auf den Geist. Wenn der Kommunismus nicht auch daran interessiert ist, mag er eine Methode der Güterverteilung sein, aber er wird niemals eine revolutionäre Form des Lebens sein.“ (Che Guevara in einem Interview 1963)
„Wir sahen schon oben, dass der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist.
Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.
Es kann dies natürlich zunächst nur geschehn vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürgerlichen Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln also, die ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung der ganzen Produktionsweise unvermeidlich sind.
Diese Maßregeln werden natürlich je nach den verschiedenen Ländern verschieden sein.“ (Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. In: MEW Band 4, S. 481)
„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßige bewusste Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eignen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze ihres eignen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigne Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte aufgenötigt gegenüberstand, wird jetzt ihre freie Tat.“ (Friedrich Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. In: MEW Band 19, S. 226)