Nachfolgend wird eine nicht autorisierte Übersetzung eines Artikels aus der englischen Tageszeitung „Việt Nam News“ abgedruckt:
BIP-Wachstumsrate von 5,05% im Jahr 2023: Sollte sie zufriedenstellend sein?
Việt Nam News vom 2. Januar 2024
Analyse: Nach Meinung von Experten und internationalen Medien hat Việt Nam’s Wirtschaft mehr oder weniger Widerstandskraft, Stabilität und die Bereitschaft gezeigt, Schwierigkeiten zu überwinden, um eine der Volkswirtschaften mit positiven Wachstumsraten in der Welt zu werden.
von Võ Trí Thành*
Die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von Việt Nam wird für das Jahr 2023 auf 5,05 Prozent geschätzt, teilte das Allgemeine Statistikamt (GSO) mit. Ist die Rate hoch oder niedrig? Ist dies ein zufriedenstellendes Ergebnis für ein Land, das als „südostasiatische Export- und Produktionsdrehscheibe“ bezeichnet wird? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einige Vergleiche anstellen.
Zunächst einmal zeigt die jüngste Zahl eine bemerkenswerte Verlangsamung gegenüber dem Wachstum von 8,02 Prozent im Jahr 2022, als sich die Wirtschaft von der durch die COVID-19-Pandemie in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 verursachten wirtschaftlichen Störung stark erholte. Man könnte sagen, dass die starke Erholung im Jahr 2022, nachdem die Regierung alle Sperrmaßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie aufgehoben hatte, vorhersehbar war, vor allem wenn man bedenkt, dass die Wirtschaft im Jahr 2020 nur um 2,91 Prozent und im Jahr 2021 nur um 2,58 Prozent gewachsen war.
Im Jahr 2023 hat sich die wirtschaftliche Wachstumsdynamik in den ersten drei Quartalen deutlich abgeschwächt, was die Auswirkungen des nachlassenden Wachstums der Industrieproduktion, insbesondere des verarbeitenden Gewerbes, und der Exporte widerspiegelt.
In diesem Jahr erlebte die Weltwirtschaft größere Turbulenzen als erwartet, da die US-Notenbank und die Zentralbanken die Zinssätze erhöhten, um die Inflation einzudämmen, und der anhaltende Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie der Gaza-Konflikt zu einem Rückgang der weltweiten Nachfrage führten.
Als eine der offensten Volkswirtschaften der Welt bekam Việt Nam im ersten Quartal 2023 den Druck zu spüren. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verlangsamte sich von Januar bis März auf 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die zweitniedrigste Rate in 13 Jahren. In der ersten Jahreshälfte stieg die Rate nur um 0,4 Prozentpunkte auf 3,72 Prozent, verglichen mit 6,42 Prozent im gleichen Zeitraum des Jahres 2022.
Die wirtschaftliche Abschwächung in den USA und der EU, die zusammen 42 Prozent der gesamten Warenexporte Việt Nams ausmachen, hat zu einem deutlichen Rückgang der Exporte im Jahr 2023 geführt.
Erst im vierten Quartal 2023 hat sich das BIP-Wachstum beschleunigt und erreichte 6,72 Prozent, da die Exporte nach Festlandchina – der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt – nach einer erheblichen Schwäche Anfang 2023 eine Trendwende einleiteten. Obwohl das Wachstum im vierten Quartal stärker ausfiel als im dritten Quartal (5,47 %) und im zweiten Quartal (4,25 %), reichte es nicht aus, um das von der Nationalversammlung für das gesamte Jahr festgelegte Ziel von 6,5 % zu erreichen.
Obwohl es unter dem Ziel von 6,5 Prozent und sogar unter dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,87 Prozent während des letzten Jahrzehnts liegt, ist das Ergebnis für das gesamte Jahr immer noch positiv und „bringt Việt Nam in die Gruppe der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in der Region und in der Welt“, wie das GSO erklärte.
Nach Ansicht von Experten und internationalen Medien hat die Wirtschaft Việt Nams mehr oder weniger Widerstandskraft, Stabilität und die Bereitschaft gezeigt, Schwierigkeiten zu überwinden, um eine der Volkswirtschaften mit positiven Wachstumsraten in der Welt zu werden.
In seinem Bericht über den Weltwirtschaftsausblick prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für das Jahr 2023 eine BIP-Wachstumsrate von nur 4,7 Prozent für das Land. Die durchschnittliche Rate der ASEAN-5 (Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur und Thailand) wurde mit 4,2 Prozent veranschlagt.
Die BIP-Wachstumsrate des Landes für 2023 liegt auch über der Prognose der Weltbank für das Wachstum in den Entwicklungsländern Ostasiens und des Pazifiks von 5 Prozent in ihrem Wirtschaftsbericht Ostasien und Pazifik vom Oktober 2023.
Vor dem Hintergrund des weltweiten Abwärtstrends spiegeln die Zahlen die großen Anstrengungen des gesamten politischen Systems, der Bevölkerung und der Wirtschaft wider, die dazu beigetragen haben, dass Vietnam die Herausforderungen erfolgreich bewältigt und einen soliden Aufschwung geschafft hat.
Die Partei, der Staat und die Regierung haben drastische Maßnahmen ergriffen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Lebensbedingungen der Menschen zu stabilisieren und zu verbessern.
Von Januar bis November wurden zahlreiche Dekrete, Beschlüsse und Entscheidungen erlassen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörten die Senkung der Kreditzinsen, die Stabilisierung des Devisenmarktes, die Beschleunigung öffentlicher Investitionen, die Umsetzung von Kreditpaketen zur Unterstützung von Unternehmen, die Senkung von Steuern und Landnutzungsgebühren, die Verlängerung von Zahlungsfristen und die Erleichterung der Visaerteilung für Besucher.
Darüber hinaus hat die Regierung eine Reihe von Maßnahmen zur externen und internationalen Integration ergriffen, insbesondere die Umsetzung hochrangiger Abkommen, die dazu beigetragen haben, den Handel mit wichtigen Partnern zu fördern.
Neben den Exporten ist der Inlandsverbrauch, der durch den starken Aufschwung des Tourismus und die öffentlichen Investitionen angekurbelt wurde, der Wachstumsmotor für 2023.
Es kann gesagt werden, dass die Auszahlung öffentlicher Investitionen der wichtigste Faktor war, der zum Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 beitrug.
Bis Ende November 2023 erreichten die ausgezahlten öffentlichen Investitionen mehr als 65 Prozent des vom Premierminister zugewiesenen Plans und lagen damit um 6,77 Prozentpunkte oder 123 Billionen VNĐ über dem Wert des gleichen Zeitraums im Jahr 2022.
Die schwächer als erwartet ausgefallene Erholung ist jedoch ein Warnsignal dafür, dass Việt Nam die für den Zeitraum 2021-25 angestrebte durchschnittliche Wachstumsrate von 6,5 Prozent wahrscheinlich nicht erreichen wird.
Wenn Việt Nam die fünfjährigen sozioökonomischen Entwicklungsziele verwirklichen will, müssen die Regierung, die Ministerien, die Sektoren und die Kommunen in diesem Jahr alle Anstrengungen unternehmen, da das Jahr 2024 für die Verwirklichung des Fünfjahresplans entscheidend ist.
Wenn das BIP im Jahr 2023 nur 6 % beträgt, müsste die Wachstumsrate des BIP im Jahr 2024-25 8 % betragen, damit die durchschnittliche Wachstumsrate des Fünfjahreszeitraums 6,5 % erreicht.
Auch wenn dieses Szenario nicht möglich ist, haben wir dennoch Gründe, an eine bessere Zukunft für 2024 zu glauben.
Auf dem Inlandsmarkt sind die Wachstumsimpulse in diesem Jahr weiterhin die Exporte mit der Diversifizierung von Produkten und Märkten, die öffentlichen Investitionen, insbesondere in die Infrastruktur, da die Masterpläne vieler Gemeinden genehmigt wurden, und die Zunahme ausländischer Direktinvestitionen dank der Verbesserung der bilateralen Beziehungen zu wichtigen Ländern wie den USA und Japan. Die Verbesserung der Beziehungen wird Việt Nam wahrscheinlich zu einem Ziel für ausländische Direktinvestitionen machen, das mehr hochtechnologische, hochwertige Projekte aus fortgeschrittenen Volkswirtschaften anzieht.
Auf dem Weltmarkt wird erwartet, dass die führenden Zentralbanken im Laufe des Jahres 2024 die Zinssätze senken werden, da die sinkende Inflation die Vorhersagen von Investoren und Ökonomen nährt, dass die Preise unter Kontrolle sind. Dies würde der vietnamesischen Regierung mehr Spielraum für eine Anpassung der Geldpolitik zur Unterstützung von mehr Unternehmen verschaffen.
Fitch Ratings sagte voraus, dass die vietnamesische Wirtschaft im Jahr 2024 um 6,3 Prozent und im Jahr 2025 um 7 Prozent wachsen wird, was auf die inländische Finanz- und Geldpolitik zurückzuführen ist.
Unterdessen prognostizieren die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) das BIP-Wachstum des Landes im nächsten Jahr auf 6 Prozent bzw. 5,8 Prozent.
Gemäß einer Resolution zur sozioökonomischen Entwicklung, die auf der sechsten Sitzung der 15. Nationalversammlung verabschiedet wurde, strebt Việt Nam ein BIP-Wachstum von 6-6,5 Prozent im Jahr 2024 an.
Um die Wachstumsziele für jedes Quartal und das gesamte Jahr 2024 zu erreichen, ist es notwendig, die wirtschaftliche, politische und soziale Stabilität aufrechtzuerhalten, um das Vertrauen der Investoren zu stärken, das Investitions- und Geschäftsumfeld weiter zu verbessern, die Inflation angemessen zu kontrollieren, fiskal- und geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen, um den Unternehmen den Zugang zu Krediten zu erleichtern, die öffentlichen Investitionen zu erhöhen, in das Arbeitskräftepotenzial zu investieren, damit die Arbeitskräfte neue Technologien beherrschen und Innovationen umsetzen können, und Engpässe in den Bereichen Grundstücke, Immobilien, Bauwesen, Tourismus und Kapitalmärkte zu beseitigen.
Mit großen Anstrengungen und unerschütterlicher Entschlossenheit bei der Durchführung von Strukturreformen und der Vervollständigung des rechtlichen Rahmens wird Việt Nam über eine fundamentale Grundlage verfügen, um in der nächsten Fünfjahresperiode den Durchbruch zu schaffen.
*Võ Trí Thành ist ehemaliger Vizepräsident des Zentralinstituts für Wirtschaftsmanagement (CIEM) und Mitglied des Nationalen Finanz- und Währungspolitischen Beirats. Thành, der an der Australian National University in Wirtschaftswissenschaften promoviert hat, forscht und berät hauptsächlich in Fragen der makroökonomischen Politik, der Handelsliberalisierung und der internationalen wirtschaftlichen Integration. Zu seinen weiteren Interessengebieten gehören institutionelle Reformen und Finanzsysteme. Er ist Autor der Việt Nam News Kolumne „Analyst’s Pick“.
Quelle: Việt Nam News vom 02.01.2024 – http://www.vietnamnews.vn/economy/1638718/2023-gdp-growth-rate-of-5-05-happy-or-not-happy.html
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